Am Anfang war es eine Scheune
Das heutige Kulturzentrum "Theater Petipa" ist in einem Gebäude untergebracht,
das auf eine lange und abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken kann.


Die Katholische Kirchengemeinde Lorscheid, in deren Besitz sich dieses Gebäude immer befand, ließ 1824 dort eine Schenke mit Stallung errichten, um dem Pfarrer zu seinem spärlichen Pfarrersgehalt eine zusätzliche Einnahmequelle zu ermöglichen.

An Stelle des alten baufälligen Pfarrhauses wurde 1873 ein neues regionaltypisches Haus angebaut.

Die landwirtschaftliche Nutzung währte bis 1924. Schon damals wuchs die Ansicht und Notwendigkeit, der dörflichen Jugend und den Vereinen eine Stätte und Aufenthalts-möglichkeit für Zusammenkünfte und Aktivitäten zu schaffen. Daher ließ der damalige Pfarrer Jakob Steffes die Scheune zu einem Jugendheim umbauen.

In den Chroniken der beiden Vorkriegsgesangvereine Eintracht und Germania ist zu lesen, dass beide Gruppierungen mit Theateraufführungen und Konzerten im neuen Jugendheim an die Öffentlichkeit traten. In welchem Umfange und für welche Zwecke dieser neue Saal weiter genutzt wurde, ist in den geschichtlichen Quellen nur spärlich vermerkt. Auffallend ist, dass politische Veranstaltungen - besonders im Zeichen des NS-Regimes - dort nicht stattfanden.

Mit leichten Beschädigungen durch Brandgranaten verursacht hatte das Jugendheim den 2. Weltkrieg einigermaßen überstanden.

Um 1950 wurde das Heim eine Zeitlang zu Wohnzwecken für Flüchtlinge zweckentfremdet und diente dem ehemaligen Familienwerk der Diözese Mainz als Verwaltungssitz und auch die Feuerwehr war einige Jahre im rückwärtigen Teil im sogenannten „Spritzenhaus" untergebracht.

1954 wurden die Räumlichkeiten endlich wieder frei. Sogleich begab sich die Kirchengemeinde unter der Leitung von Pfarrer Erwin Therre an eine gründliche Renovierung und Erweiterung des Jugendheimes. Ein neuer Bühnenraum entstand und der ehemalige Stall im Untergeschoss diente als Gruppenraum. Die Bistumsfilmstelle und der Kreisfilmring veranstalteten Filmabende. Besondere Theatervorstellungen durch die Gesangvereine und die Volksschule und sonstige Feiern zogen oft bis zu 150 Zuschauer an.

Im Jahre 1973 folgte die nächste Renovierungsphase mit dem Einbau einer Elektroheizung und einer modernen Küche im Untergeschoss.

Des Weiteren entstand in den unteren Räumlichkeiten 1979 im Rahmen der Aktion "Unser Dorf liest" eine Gemeindebücherei. Theateraufführungen über zwei Jahrzehnte in Mundart durch die Lorscheider Jugendgruppe, Seniorennachmittage, Familien- und Vereinsfeiern, Bastelnachmittage für Kinder, Kurse der Volkshochschule und schwungvolle Fastnachtsveranstaltungen - recht vielseitig gestaltete sich die Nutzung des Jugendheimes, das auch stets „Wohnstube" der Jugendgruppe war.

Die beengten Verhältnisse, fehlende Parkplätze und das Anwachsen der Einwohnerzahl ließen in den Jahren ab 1990 den Wunsch nach größeren und moderneren Räumlich-keiten im Ort und besonders bei den Vereinen entstehen.

Schließlich konnte zu Beginn des Jahres 2002 der neue Dorfsaal seiner Bestimmung übergeben werden. Das Jugendheim hatte ausgedient und wurde an die Kirchen-gemeinde zurückgegeben, die es Ausgang des Jahres 2001 an den heutigen Besitzer Sergey B. Volobuyev veräußerte.


Die Historie des Gebäudes wurde uns freundlicherweise von Karl-Heinz Knobloch, Ortsbürgermeister von Lorscheid, zur Verfügung gestellt.